Mit Fräulein und Athene in einer Beziehung zu sein und auch zu bleiben, ist wahrlich nicht leicht und schon gar nicht immer angenehm. Wie das erst für meinen Mann sein muss? Grundsätzlich scheint er ganz zufrieden zu sein mit uns, wenn ich ihn so betrachte. Vielleicht weil er schon immer eine Vorstellung davon hatte, wie mein wahres Ich aussieht? Weil er nicht aufgehört hat, daran zu glauben, dass es sich über die Zeit schon durchsetzen wird? Das zu schreiben, verunsichert mich dann doch wieder etwas – auf zweierlei Weise. Während das Fräulein in mir beginnt zu grübeln, ob er wirklich die Liebe aufbringt, die es wahrzunehmen glaubt, fragt Athene sich, was es eigentlich über ihn aussagt, dass er es offenbar tut.
Ja, meine Beziehungen – nach innen wie nach außen – sind kompliziert. Das mag daran liegen, dass ich in vielen Momenten noch immer eine Art Stethoskop benötige, um meine eigenen Gefühle wahrzunehmen. Gut bin ich vielmehr darin, Bedürfnisse anderer zu erspüren und zu erfüllen. Und noch leichter fällt es mir, genau daraus später Vorwürfe zu stricken. Wie kann er nur so anders denken, handeln und reden und dabei komplett übersehen, wie es mir geht und was ich alles aufbringe? Ich seufze und schlage erneut das Buch von Sandra Konrad über die Liebe auf, das mich in den letzten Jahren durch einige nachdenkliche Momente begleitet hat. Sie schreibt: „Gesunde Seelenverwandtschaft würde bedeuten, auch die Unterschiede auszuhalten, Disharmonien in das große Konzert der Verbundenheit einzufügen und sowohl Nähe- als auch Distanzwünsche zu respektieren und zu leben.“ Ich ahne, was sie meint. Aber ich weiß: Damit es funktioniert, muss ich ganz bei mir sein und mir selbst die Liebe entgegen bringen, die ich mich wir wünsche.
Der Beziehung mit meinem Mann tut es auf jeden Fall gut, dass Fräulein und Athene mittlerweile einen Draht zueinander haben. Ein bisschen Bestätigung von außen ist dennoch nicht verkehrt:
Ich: Denkst du manchmal über unsere Beziehung nach?
Er: Ich lebe sie, mein Schatz.
Ich: Und findest du, wir leben sie gut?
Er: Du willst also ernsthaft sprechen?
Ich: Ein bisschen.
Er: Ein bisschen ernsthaft?
Ich: Ich meine ja nur. Also ich finde, mittlerweile nicht nur die guten Zeiten richtig schön, sondern die trüberen Tage auch nicht mehr so schlimm.
Er: Daran erinnere ich dich gern bei Gelegenheit.
Ich: Nun wirklich ernsthaft.
Er: Manchmal hättest du mich aber schon gern etwas anders.
Ich: Das liegt daran, dass ich mittlerweile auf meine Grenzen achte.
Er: Ach so.
Ich: Und ich halte aus, dass wir nicht immer im Gleichklang sind.
Er: Du hältst aus?
Ich: Ich meine, ich weiß es ab und an sogar zu schätzen.
Er [lächelnd]: Das tue ich auch.
Ich: Gut, dann machen wir erst einmal weiter so.
Er: Roger Athene.
Ich: Sieh, sogar deinen Humor kann ich inzwischen annehmen.
Es ist, wie es ist. Kein überschwängliches Happy End wie in einer RomCom. Eher ein stetiges miteinander und aneinander Wachsen und dabei möglichst weit mit sich im Reinen sein. So lässt es sich ganz gut aushalten –unterschiedliche Arten von Humor eingeschlossen.
Fräulein Athene
Zum Nach- und Weiterlesen:
Konrad, S. (2018): Liebe machen. Von der Überforderung eines Gefühls und wie Beziehungen trotzdem gelingen (2. Aufl.). Piper.

Roger Athene
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